Aus eigener Erfahrung und der mit meinen Medianten weiß ich, dass in vielen Fällen die Lebensplanung älterer Menschen von besonderen Herausforderungen geprägt ist. Die angemessene Unterstützung von Familienmitgliedern, Freunden, Betreuungspersonen und Pflegekräften spielt dabei eine entscheidende Rolle. Aber auch das gute Zusammenspiel aller Beteiligten untereinander ist von wesentlicher Bedeutung. Meist ist bei den Beteiligten ein hoher Selbstanspruch zu beobachten, da man die bestmöglichen Bedingungen für den Angehörigen erreichen möchte. Verbunden mit ihrem täglichen Arbeitsalltag fühlen sich viele an der Belastungsgrenze. Nicht selten kommt es in solchen Situationen zu Meinungsverschiedenheiten. Möglicherweise brechen dabei alte Spannungen und Konflikte innerhalb der Familie erneut auf. Werden solche Stolpersteine in der Familie oder im Pflegealltag nicht vermieden bzw. bestehende Konflikte nicht für alle Beteiligten zufriedenstellend gelöst, sind die Auswirkungen meist negativ, zuweilen sogar sehr belastend. Wissen über Konflikte und Informationen darüber, wie man mit ihnen am besten umgeht, sind daher wichtig.
Elder Mediation: Konflikte mit Senioren erfolgreich lösen
Der Begriff „Elder Mediation“ stammt aus dem angloamerikanischen Raum und beschreibt eine spezialisierte Form der Mediation für ältere Menschen und ihre Familien. Er entstand in den 1990er Jahren in den USA und Kanada als Reaktion auf die wachsende ältere Bevölkerung und die damit verbundenen familiären und rechtlichen Herausforderungen.
Laut dem Statistischen Bundesamt wird die Zahl der Menschen über 65 Jahre in Deutschland bis 2030 voraussichtlich auf über 22 Millionen anwachsen.
„Elder“ bedeutet ältere Menschen, und „Mediation“ bezieht sich auf die Konfliktlösung durch einen neutralen Dritten. Diese Mediationsform hat sich seither weltweit verbreitet, einschließlich in Europa. Wie alle Mediationen ist die Elder Mediation ein freiwilliger Prozess mit einer festen Struktur. Die Beteiligten arbeiten auf eine einvernehmliche Lösung hin, bei der die Bedürfnisse und Wünsche aller berücksichtigt werden sollen. Ältere Menschen und ihre Familien werden dabei von einem neutralen Mediator unterstützt.
Welche Bedeutung hat die Mediation in der Lebensplanung älterer Menschen?
Elder Mediation findet in verschiedenen Lebensbereichen Anwendung, insbesondere dort, wo ältere Erwachsene und ihre Familien mit komplexen Entscheidungen und Konflikten konfrontiert sind. Oft stehen unterschiedliche Generationen mit ihren jeweils eigenen Werten, Glaubenssätzen und Erwartungen einander gegenüber. Meinungsverschiedenheit zwischen Vater und Sohn, Mutter und Tochter oder ähnliches sind nicht selten.
Dass diese Unterschiede zu Missverständnissen und Konflikten führen können, ist hinlänglich bekannt. Ältere Menschen haben häufig einen traditionellen Lebensansatz und legen Wert auf Beständigkeit, Familie und konservative Werte. Sie neigen dazu, Stabilität und Sicherheit in den Vordergrund zu stellen. Jüngere Generationen, wie die der Kinder oder Enkel, verfolgen dagegen oft flexiblere Lebensentwürfe, in denen Selbstverwirklichung, persönliche Freiheit und technologische Fortschritte eine große Rolle spielen.
Glaubenssätze wie „Man muss hart arbeiten, um etwas zu erreichen“ können im Konflikt stehen mit modernen Vorstellungen von Work-Life-Balance und einem stärkeren Fokus auf Freizeit und individuelle Entfaltung. Auch solche Unterschiede führen nicht selten zu Spannungen.
Durch die Elder Mediation schaffe ich als Mediator einen neutralen Rahmen, in dem diese unterschiedlichen Perspektiven konstruktiv ausgetauscht werden können. Ziel ist es, gegenseitiges Verständnis zu fördern und Lösungen zu finden, die sowohl den Werten der älteren Generation gerecht werden als auch den Bedürfnissen der jüngeren.
Was sind typische Anwendungsbereiche?
Die nachfolgend aufgeführte Auswahl aus vielfältigen Themen zeigt auf, wie wichtig Elder Mediation für ein gedeihliches Miteinander ist. Zunächst sind da die Familienstrukturen, die zunehmend immer komplexer werden (Patchwork-Familien, generationsübergreifende Beziehungen, etc.). Sehr oft bergen die Pflegeplanung und Betreuung von Angehörigen viel Konfliktpotenzial.
Die Verwaltung von Vermögen und Erbschaften, also finanzielle Angelegenheiten, führt immer wieder zu Konflikten. Ältere Menschen müssen oft entscheiden, ob sie in ihrem Zuhause bleiben oder in eine betreute Wohnform umziehen sollten. Diese Entscheidungen, in die oft die Angehörigen miteingebunden sind, bergen Potenzial für Konflikte, was emotional belastend sein kann und nicht selten zu Streitigkeiten in der Familie führt. Ebenso ist es bei medizinischen Entscheidungen und vielen anderen Themen mehr.
Besondere Herausforderungen und Bedürfnisse älterer Menschen in der Mediation
Besondere Herausforderungen und Bedürfnisse älterer Menschen in der Mediation ergeben sich oft aus den individuellen Lebensumständen und gesundheitlichen Einschränkungen. Autonomie und Sicherheit ist ihnen wichtig, während gleichzeitig Ängste bezüglich des Verlusts dieser Aspekte bestehen. Außerdem können altersbedingte gesundheitliche Einschränkungen die Kommunikation und Entscheidungsfindung erschweren. In der Mediation ist daher eine besondere Sensibilität gegenüber den Lebenserfahrungen, Werten und Kommunikationsbedürfnissen der älteren Generation notwendig, um sicherzustellen, dass sie sich gehört und respektiert fühlen.
Empathie und Verständnis sind zentrale Elemente in der Mediation mit Senioren, da sie oft spezifische Bedürfnisse und emotionale Herausforderungen haben. Ältere Menschen haben häufig mit Gefühlen von Verlust, Einsamkeit oder Unsicherheit zu kämpfen. Daher nehme ich mir ausreichend Zeit, die Perspektive der Senioren vollständig zu verstehen. Ich gebe Raum damit Gefühle und Bedenken ausgedrückt werden können. Wichtig ist auch die Lebenserfahrung der Senioren. Sie ist ein wesentlicher Bestandteil des Gesprächs. Mediation trägt dazu bei, Konflikte mit älteren Menschen auf Augenhöhe zu lösen. Dies wiederum stärkt, da sie aktiv in die Lösungsfindung eingebunden sind, deren Selbstbewusstsein und trägt dazu bei, ihre Autonomie zu erhalten.
Vorgehensweise und Struktur einer Elder-Mediation
Die Mediation folgt in der Regel einer gewissen Struktur, die je nach Interessen und Bedürfnissen der Beteiligten angepasst werden kann.
• Der erste Schritt besteht in der Kontaktaufnahme und vorbereitenden Gesprächen, um Vertrauen aufzubauen und die Rahmenbedingungen für die Mediation festzulegen. Nehmen Sie einfach Kontakt mit uns auf, per Telefon oder E-Mail. Die ersten Schritte und Gespräche bis zur Mediationsvereinbarung sind stets kostenfrei. Hierzu zählen vor allem Einzelgespräche (meist telefonisch) mit jedem Teilnehmer, um sicherzustellen, dass jeder seine Perspektive frei äußern kann.
• Die Regeln und Ziele der Mediation werden in der Mediationsvereinbarung festgehalten. Anschließend werden gemeinsam die Konfliktpunkte benannt bzw. in Gesprächen erarbeitet.
• Die identifizierten Konflikte werden in gemeinsamen Sitzungen offen besprochen, um ein gemeinsames Verständnis aller Parteien zu den Problemen zu entwickeln.
• Aus diesem gemeinsamen Verständnis werden kreative und realistische Optionen erarbeitet, um einvernehmliche Lösungen zu finden.
• Die erzielten Lösungen bzw. Einigungen können in einer verbindlichen Abschlussvereinbarung festgehalten werden. Um die nachfolgende Umsetzung der Lösungen zu begleiten, kann auf Wunsch eine Nachbetreuung durch den Mediator vereinbart werden.
Zum Abschluss weise ich auf die Vertraulichkeit, Neutralität und Unparteilichkeit des Mediators hin. Ich gehe gemäß dem Mediationsgesetz vertraulich mit allen besprochenen Themen um und nehme eine neutrale, allparteiliche Haltung ein, um sicherzustellen, dass sich alle Parteien gleichberechtigt am Mediationsprozess beteiligen können.
Nehmen Sie einfach Kontakt mit uns auf, per Telefon oder E-Mail. Die ersten Schritte und Gespräche bis zur Mediationsvereinbarung sind kostenfrei.