Reden wir noch oder streiten wir schon? Konflikten vorbeugen: Tipps zum Umgang mit Konflikten

Kennen Sie das: Sie räumen auf und misten alte Unterlagen aus und plötzlich haben Sie etwas in den Händen, das Sie nicht nur vergessen hatten, sondern das für Sie heute sehr aktuell und wichtig ist?!
Mir ging das vor einigen Tagen auch so. Ich fand in einer meiner ersten Schulungsunterlagen rund um Kommunikation aus dem Jahr 2006 ein Kapitel über Kommunikationsmuster und Konflikttypen, die Viriginia Satir (1916 -1988) identifiziert hatte. Sie war eine amerikanische Familientherapeutin und Pionierin auf dem Gebiet der Familientherapie und sehr bekannt für ihre innovativen Ansätze in der Therapie und ihre Arbeit zur Verbesserung zwischenmenschlicher Beziehungen.

Wir als MediatorInnen erleben immer wieder, dass die eine sagte, das sei eine gute Diskussion gewesen und hätte sie genährt und der andere sagt, es war ein schlimmer Streit und es ginge ihm schlecht. Und natürlich kann das bei allen Arten von Konflikten vorkommen, sei es im privaten Umfeld bei persönlichen oder Beziehungskonflikten oder auch in Unternehmen bei Ziel-, Rollen- oder auch Verteilungskonflikten zwischen Mitarbeitenden und/oder Führungskräften. Jegliche Meinungsverschiedenheit kann ein Nährboden für Eskalationen oder Verletzungen sein.
Ich sehe Konflikte als Chance. Wenn diese der Impuls sind, miteinander ins Gespräch zu gehen. Dabei können die daraus gewonnen Erkenntnisse manchmal gleich, manchmal erst zeitversetzt wahrgenommen werden. Im Ringen um eine (gemeinsame) Lösung sollte jeder für sich einstehen und damit gestärkt aus der Situation herausgehen können.
Im Folgenden möchte ich Ihnen in Anlehnung an das oben erwähnte Model von Virginia Satir eine Art Kategorisierung von Menschen in Konflikten vorstellen. Ich habe ihre 5 Typen noch um weitere ergänzt und die Typisierung etwas überzeichnet. Vielleicht erkennen Sie sich oder andere und können dadurch etwas versöhnlicher mit sich oder auch anderen umzugehen. Der Einfachheit halber habe ich in diesem Text die männliche Form gewählt, auch wenn alle Geschlechter jeden Typus verkörpern können.

Welche Konflikttypen kann man unterscheiden?

Der Bestimmer

Man sagt landläufig, dass zum Streiten zwei gehören, doch wenn der Bestimmer am Konflikt beteiligt ist, dann wird dieser immer seine Meinung, seine Sicht auf die Situation und damit auch seine Lösung durchdrücken wollen. Es geht ihm nicht darum, Argumente auszutauschen, den anderen anzuhören oder gar verstehen zu wollen. Er möchte das bekommen, was er will. Somit streitet der Bestimmer nicht, er dominiert und zeigt seine Macht. Für ihn heißt argumentieren oder streiten eher, dass er bei allem reinreden darf und recht hat. Vielleicht hat er z.B. in seinem Arbeitsumfeld, das klassisch hierarchisch organisiert ist, gelernt, dass er mit diesem Verhalten weiterkommt. Gerade bei Rollenkonflikten kann es schwierig werden, beim Bestimmer Gehör zu finden. Manchmal zieht er einen Austausch über ein Thema so sehr in die Länge, dass der andere einfach nicht mehr mag und schweigt.
Hinzu kommt, dass der Bestimmer in der Regel wenig kritikfähig ist. Kritik an ihm oder seinen Argumenten weist er zurück. Gespräch beendet.

Der Taktierer

Hat man einen Taktierer im Team oder in der Familie ist Vorsicht geboten. Er sammelt über eine gewisse Zeit von jedem die Dinge und Aussagen, die ihm nicht gefallen oder verletzen. Das können kleine Dinge sein, wie das Benutzen seiner Lieblingstasse oder große wie das Bloßstellen in einer Abteilungssitzung auf der Goldenen Hochzeit der Großeltern. Dabei bleibt der Taktierer nach außen hin ruhig und entspannt, egal, ob es ihm gerade gut geht oder nicht. Und nach Wochen oder Monaten platzt dann die Bombe, er startet seinen Angriff und ist dabei gnadenlos. Er hatte im Gegensatz zu seinem Gegenüber Zeit, sich seine Argumente zurechtzulegen. Damit verschafft er sich einen Vorteil und eine Überlegenheit – er steuert das Gespräch und damit den Konflikt und ist nicht an einer Lösung interessiert – möchte nur alles loswerden. Das kann ein Team oder die Familie aufwühlen, die Stimmung kippen lassen. Misstrauen entsteht, denn man weiß nie, was gesammelt wurde.

Der Provokateur

Der Provokateur richtet sich gerne nach der Gegenseite, d.h. er spricht sich konsequent gegen oder für alles aus, je nachdem, was das Umfeld gerade an Verhalten zeigt. Er ist das berühmte Fähnchen im Wind, allerdings nicht, um sich dem Verhalten anzupassen, sondern um seinem Hobby nachzugehen: „Streiten um des Streitens willen“. Er bleibt unberechenbar und widerspricht sich, zum Beispiel hat er eben noch dem Einsatz eines Kassiers im Verein widersprochen und will dann doch selbst ebendiesen Posten bekleiden. Es kann aber auch vorkommen, dass er als advocatus diaboli ein Thema voranbringt.
Das Verhalten kann im Großen wie im Kleinen anstrengend sein. Er nutzt viele Situationen, um sich mit seinen KollegInnen zu messen und findet selbst im Kontext eines Ein- oder Ausstandes die Chance für einen kleinen Konkurrenzkampf.

Der Sachliche

Wer laut argumentiert ist schwach, denkt der Sachliche. Egal, wie herausfordernd eine Situation auch sein mag, er bleibt sachlich und emotionslos – zumindest nach außen. Er mag keine heftigen Gefühlsregungen und möchte diese daher auch im Umfeld nicht erleben. Einige Sachliche haben sich für den Umgang mit Konflikten weitergebildet. Sie übernehmen dann im Kollegenkreis oder auch privat gerne die Rolle, Themen auf die Sachebene zu bringen und Emotionen auszuklammern. Oftmals fühlt sich der Sachliche den anderen gegenüber überlegen, denn er hat die Übersicht und weiß, wie die aktuellen Probleme am besten zu lösen wären.
Der Sachliche ist meist ruhig und bleibt besonnen. Dies kann beim Gegenüber dazu führen, dass dieser sich nicht gesehen und ernstgenommen fühlt.

Der Harmoniesüchtige

„Bei uns gibt es keine Konflikte“, ist der liebste Satz des Harmoniesüchtigen. Er braucht die Ruhe und Harmonie, kann sich nur entfalten, wenn es keine Differenzen gibt und alle freundlich zueinander sind. Daher gilt es, Konflikten zu vermeiden oder Spannungen zu ignorieren. Der geheime Wunsch dabei kann sein, dass sich die Probleme von selbst erledigen. Kommt es doch zu Streitereien wird der Harmoniesüchtige viel versprechen oder durchgehen lassen, weil er möchte, dass sein Gegenüber zufrieden ist. Dieses Verhalten ist zwar nicht nur bei Führungskräften schwierig, doch stellen Sie sich vor, zwei Mitarbeitende streiten sich und der Vorgesetzte ordnet an, dass alles in Ordnung ist, alles unter dem Teppich gehalten wird. Dass das nicht funktionieren kann, wissen sicher alle Lesenden.

Der Helfer

Bemerkt der Gute Geist in seinem Umfeld einen Konflikt, dann bleibt er ruhig. Nichts ist ihm fremd oder schockiert ihn. Seine Freunde und Kollegen werden eingeladen über alles mit ihm zu sprechen. Er hört aufmerksam zu und ist zugewandt und bietet seine Hilfe an. Er ist aufmerksam, mitfühlend, fürsorglich und verständnisvoll. Dabei entzieht sich der Gute Geist allerdings auch dem Konflikt. Vielleicht aus Angst vor Streit und starken Emotionen beschäftigt er sich lieber mit den Gefühlen und Verhalten anderer Menschen als mit sich selbst – selbst, wenn er eigentlich Teil des Konfliktes ist. Er wahrt so die Distanz, die sicherstellt, dass man sich nicht streitet. Seine Bedürfnisse kommen nicht auf den Tisch, er bleibt unsichtbar – nicht greifbar. Er kann sich gar nicht streiten.

Der Gute Geist

Bemerkt der Gute Geist in seinem Umfeld einen Konflikt, dann bleibt er ruhig. Nichts ist ihm fremd oder schockiert ihn. Seine Freunde und Kollegen werden eingeladen über alles mit ihm zu sprechen. Er hört aufmerksam zu und ist zugewandt und bietet seine Hilfe an. Er ist aufmerksam, mitfühlend, fürsorglich und verständnisvoll. Dabei entzieht sich der Gute Geist allerdings auch dem Konflikt. Vielleicht aus Angst vor Streit und starken Emotionen beschäftigt er sich lieber mit den Gefühlen und Verhalten anderer Menschen als mit sich selbst – selbst, wenn er eigentlich Teil des Konfliktes ist. Er wahrt so die Distanz, die sicherstellt, dass man sich nicht streitet. Seine Bedürfnisse kommen nicht auf den Tisch, er bleibt unsichtbar – nicht greifbar. Er kann sich gar nicht streiten.

Das Opfer

Die Welt ist böse und gemein, das denkt das Opfer. Es fühlt sich hilflos den Problemen ausgesetzt. Es fällt ihm schwer, für sich und seine Bedürfnisse einzutreten. Da meist mangelndes Selbstbewusstsein und –wertgefühl dahintersteckt, kann selbst konstruktive Kritik das Opfer aus der Bahn werfen. Kommt Streit auf, wird es daher schnell weinen und hoffen, dass die anderen ihre Vorwürfe dann zurücknehmen und sich um es kümmern. Damit verhindert das Opfer, dass Konflikte konstruktiv gelöst werden und macht sich selbst klein. Manche Opfer neigen dazu, ihre Partner oder Kollegen durch kleine Spitzen fernzuhalten. Im Umgang mit dem Opfer braucht man viel Geduld und Gelassenheit und muss stets die schwierige Balance zwischen Mitgefühl und klaren, eigenen Grenzen austarieren.

Der Mensch streitet sich, wenn er emotional involviert ist, wenn stark gegensätzliche Positionen vertreten und kein Kompromiss gefunden werden kann, mit dem sich beide arrangieren können. Oftmals ist es in Unternehmen oder Teams jedoch so, dass sie sich weniger um die Sache streiten, sondern taktieren, politisch agieren oder den Konflikt vollständig vermeiden. Fühlen sich Menschen in Organisationen sicher und können sich daher selbst offen zeigen, dann sind sie auch bereit sich „gut zu streiten“. Ein Mitarbeitender, der sich sicher und geschützt fühlt, wird nicht nur KollegInnen, sondern sogar seiner Führungskraft widersprechen und in einen Konflikt gehen. In einem reifen Team – das kann in Unternehmen sein, aber auch ein Paar -, kann man sich gegenseitig fragen, wann der andere ein Streitgespräch als angemessen ansieht, wie er sich dabei fühlt oder auch, was ihn nach einem Streit wieder beruhigt. Es ist ein gemeinsames Wachsen.
Streit braucht Raum und Zeit. Es ist gut, Regeln zu vereinbaren, wie z.B., dass man auf Augenhöhe bleibt oder nicht vom Sachlichen aufs Persönliche ausweicht.

Schon Virginia Satir betonte die Bedeutung, sich der eigenen Konfliktmuster bewusst zu werden und aktiv an einer konstruktiven Lösung zu arbeiten. Indem man lernt, Konflikte auf eine gesunde und respektvolle Weise anzugehen, kann man dazu beitragen, starke und erfüllende Beziehungen aufzubauen.

Ganz gleich, welcher Konflikttyp Ihnen gegenübersteht oder Sie vielleicht glauben zu sein, wir bieten Ihnen gerne diesen Rahmen, begleiten Sie und Ihren Konfliktpartner oder Team hin zu einer für sie guten Lösung. Wir vermitteln Ihnen die Haltung und wie Sie miteinander sprechen können, um den Konflikt zu beseitigen. Melden Sie sich gerne bei mir oder den KollegInnen von mediatorinkarlsruhe.de.

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Franziska Metz

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