Überall hören wir, dass Zusammenarbeit wichtig ist, um Ziele im Unternehmen zu erreichen, Kundenbedürfnisse zu befriedigen oder auch einfach nur die Arbeit zu erledigen. Dabei spielt es eine untergeordnete Rolle, ob Sie sich gedanklich in einem Konzern, einer mittelständischen Firma, einem Handwerksbetrieb oder einem Friseursalon befinden. Überall arbeiten Menschen miteinander – oder eben nicht. Mir ist vor einigen Tagen der Satz begegnet: „Teamwork makes the dream work!“ (Zusammenarbeit lässt Träume wahr werden). Doch was macht denn eigentlich ein gutes Team aus? Und muss dann jede:r jede:n mögen? Darf es keine Konflikte geben?
Was ist ein gutes Team?
Per Definition spricht man von einem Team, wenn mehr als zwei Menschen – optimalerweise neun – gemeinsam auf ein gemeinsames Ziel bzw. dessen Erreichung hinarbeiten. Sie bringen dabei unterschiedliche Fähigkeiten, Talente und Erfahrungen ein. Aktuell nennt die Wissenschaft als Vorzüge von diversen Teams (Alter, Geschlecht, Kultur etc.), dass unterschiedliche Vorerfahrungen und Stärken auch zu unterschiedlichen Herangehensweisen führen. Dabei darf natürlich nicht verschwiegen werden, dass verschiedene Persönlichkeiten nicht nur Vorteile bringen, sondern auch Konfliktpotential. Es zeichnet ein Team aus, dass dessen Mitglieder kooperieren. Damit ist gemeint, dass nicht nur Arbeitsteilung besteht, sondern Ideen eingebracht werden, man einander zuhört und Neues ausprobiert – dass jede:r sich bis zu dem für ihn/sie richtigen Maß einbringt. Dies führt dazu, dass sich die Teammitglieder verbunden fühlen, dass jede:r vertrauensvoll und transparent an ihren Aufgaben arbeitet, dass Entscheidungen akzeptiert und mitgetragen werden können.
Die aktuelle Situation
Nicht erst seit der Corona-Zeit zeigen Studien, die die Zufriedenheit von Mitarbeitenden messen (wie z.B. die Gallup-Studie), dass am Arbeitsplatz weniger gute Beziehungen bestehen. Konflikte schwelen offen oder auch im Verborgenen. Große und kleine Veränderungen in Unternehmen führen bei den Mitarbeitenden zu Sorgen und binden Aufmerksamkeit. Viele fühlen sich nicht gut informiert und vor allem nicht gesehen oder wertgeschätzt. Immer mehr Menschen kündigen innerlich und legen ihren Fokus auf andere Bereiche ihres Lebens. Es ist an vielen Arbeitsplätzen eine gewisse Gereiztheit und weniger Toleranz spürbar.
Doch welche Folgen hat das?
Die Folgen sind vielfältig. Zum einen leiden Einzelpersonen – körperlich wie seelisch. Es entstehen Stress und Krankheit. Aus diesem Leid resultieren wirtschaftliche Folgen: Wenn es dem Mitarbeitenden nicht gut geht, kann er sich nicht im gewünschten oder gewohnten Maß engagieren, leistet weniger und kann somit schwer Ziele erreichen. Die Produktivität sinkt. Es kann sogar durch eine mangelnde Bindung zum Arbeitgeber leichter fallen, sich krankschreiben zu lassen. Durch diesen Ausfall oder die Minderleistung werden eventuell Aufgaben auf andere Mitarbeitende verteilt, die ihrerseits mehrbelastet werden. Dies wiederum kann dazu führen, dass Missstimmung im Team entsteht, die Person wird zum Gesprächsthema – im schlimmsten Fall beginnt gar Mobbing. Genährt durch einen persönlichen Rückzug entsteht eventuell eine größere Distanz zu den Kolleg:innen und der Führungskraft, d.h. die Beziehung leidet, Vertrauen schwindet. Wenn dann kein Austausch stattfindet, arbeitet jede:r vor sich hin und verliert völlig den Kontakt.
Ein anderes Szenario wäre, dass durch unterschiedliche Arbeitslast, durch Sorgen und Missverständnisse im Team Streitigkeiten aufkommen. Ein offener Schlagabtausch, wer was falsch macht oder gar nicht erledigt. Die Beteiligten versuchen dann vielleicht Koalitionen im Team oder darüber hinaus zu bilden, um der anderen Seite zu schaden. Die Kommunikation verändert sich zunehmend.
Kurz gesagt: Es bestehen im Inneren und im Äußeren Konflikte – offene Konflikte und verdeckte.
Was kann getan werden?
Schnell wird der Ruf nach der Fürsorge der Führungskraft laut, wenn solche Szenarien entstehen. Diese müsse es merken und professionell reagieren. Doch vielleicht ist die Konstellation so, dass sie es lange nicht merken kann oder selbst Schwierigkeiten hat. Vielleicht merkt sie es sogar, doch ihre Versuche, in Kontakt zu kommen, sind gescheitert. Vielleicht ist sie selbst am Konflikt beteiligt. Vielleicht ist sogar die Führungskraft das „Problem“!
Und da gibt es ja auch noch die Kollgeg:innen. Sie können spüren, wenn etwas nicht stimmt, und auch etwas unternehmen. Doch vielleicht sehen sie den Kollegen als schwierig an und lassen ihn einfach sein. Oder es kommt sogar eine Gruppendynamik auf, ein gemeinsamer Feind verbindet. Denn schließlich müssen wir nun mehr arbeiten…. Oder es herrscht nicht die Kultur im Unternehmen, auf Missstände hinzuweisen. Es gibt Unternehmen, die Konfliktmanagement bewusst auf der Agenda haben, sie sind jedoch eher selten.
Eine Idee zur Lösung: Expertise in Form eines Mediators zur Unterstützung hinzuziehen.
Falls Sie als Teammitglied oder Führungskraft in Ihrem Team Missstimmungen wahrnehmen und unsicher sind, wie sie damit umgehen sollen, werden Sie aktiv! Sprechen Sie mit Ihrer Führungskraft oder Ihrem Betriebsrat und schlagen Sie vor, eine Mediatorin oder einen Mediator für die Konfliktlösung hinzuzuziehen. Falls Sie selbst die Führungskraft sind, sprechen Sie mich oder Mediatoren hier aus unserem Kreis an und wir gehen mit Ihrem Team in den Dialog. Gemeinsam finden wir das für Sie adäquate Vorgehen, um Ihr Team wieder zu einem Team werden zu lassen. Es kann schon helfen, wenn zwei Personen aus Ihrem Team eine Mediation durchführen. Denn eine erfolgreiche Mediation wirkt sich auf die anderen aus (=> systemische Perspektive). Manchmal braucht es aber auch einen gruppendynamischen Prozess bzw. eine Team-Mediation mit professioneller Begleitung. Ich gebe Ihnen und Ihrem Team in einem strukturierten Verfahren Halt und kann anhand gezielter Impulse und Interventionen sowie mit „dem Blick von außen“ Ruhe, Gemeinschaft oder zumindest die Arbeitsfähigkeit (wieder-)herstellen. Das gute an einer solchen Team-Mediation ist, dass jede:r sich einbringen, seinen/ihren Standpunkt vertreten und mit Hilfe der neutralen dritten Person eine Win-Win-Situation erleben kann.
Mediation, Coaching oder Beratung?
Bis hierher habe ich von Mediation gesprochen. Einem Verfahren, das Struktur gibt und die Beteiligten zu einem gegenseitigen Verständnis führt, indem die Mediator:in allparteilich das Gespräch führt. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass alle Beteiligten eigenverantwortlich sind – das bedeutet nicht nur, dass sie sich freiwillig zur Mediation bereiterklären, sondern auch dass sie in der Mediation für sich selbst sorgen, indem sie das preisgeben, was sie selbst bereit sind, zu teilen. Die Inhalte der Mediation sind vertraulich. Eine Mediation ist erfolgreich, wenn das gemeinsam gesteckte Ziel erreicht wird, doch zunächst gehen wir alle ergebnisoffen in Kontakt, d.h. es kann auch sein, dass es nicht zu einer einvernehmlichen Beilegung des Konfliktes kommt. Die Mediatorin bzw. der Mediator bleibt neutral und entscheidet inhaltlich nichts von sich aus. Wir helfen den Beteiligten, die Konflikte auszusprechen und Lösungsoptionen zu finden.
Es kann jedoch Situationen geben, in denen eine Einzelperson, vielleicht auch die Führungskraft, Themen zunächst für sich klären möchte, bevor sie gegebenenfalls in den Austausch mit einer anderen Person zu einem Streitpunkt geht. Manchmal entsteht auch im Rahmen einer Mediation der Wunsch, im Nachgang bei sich selbst genauer hinzuschauen, warum bestimmte Sätze oder ein bestimmtes Verhalten in einem selbst bestimmte Reaktionen auslöst. Diese klärenden Coachings kann ich als Mediatorin gerne durchführen und damit individuell unterstützen.
Wir Mediatoren kommen selbst mit einem Erfahrungsschatz zu Ihnen und können Sie zu organisatorischen oder teamdynamischen Fragen professionell beraten. Der Blick von außen auf Ihr Unternehmen kann Ihnen Wege und Lösungen aufzeigen, um strukturell Konflikte, Reibereien und damit auch Verluste in der Wertschöpfung zu minimieren.
Um die Frage von oben aufzunehmen, ob jede:r jede:n mögen muss: Meiner Meinung nach hat jeder Mensch Respekt verdient. Es hilft jedoch tolerant und neugierig auf andere Menschen zuzugehen, denn dann kann ich vielleicht sogar Facetten am anderen entdecken, die mich ihn sogar „Mögen“ lassen.