In der heutigen schnelllebigen Welt sind Beziehungen einem ständigen Wandel unterworfen – so auch unser Alltag als Paar. Nicht nur das: Partnerschaften oder Ehen sind über die Zeit hinweg vielen Veränderungen und Herausforderungen ausgesetzt, die zu Konflikten, Problemen und Missverständnissen führen können, die das Paar nicht für sich allein aufgelöst bekommt. Gerade Kinder oder Jugendliche, aber auch andere Veränderungen der Lebensverhältnisse, stellen eine Paarbeziehung und Ehe möglicherweise vor neue, große Herausforderungen. Meinungen, Charakterzüge und gelernte Verhaltensmuster der einzelnen Beteiligten prallen aufeinander und können zu immer wieder ähnlichen Streitigkeiten oder Pattsituationen führen, die keinen Ausweg in der Familiensituation bringen.
In solchen Zeiten kann eine Paarberatung eine wertvolle Unterstützung sein, um Beziehungen zu stärken, Konflikte zu bewältigen und gemeinsam zu wachsen. Doch wie läuft eine Paarberatung eigentlich ab? Wann ist der richtige Zeitpunkt für eine solche Beratung? Und warum ist es oft hilfreich, einen Blick auf die Familiengeschichte zu werfen? In diesem Beitrag werden wir diese Fragen erkunden und auch das Konzept des Genogramms näher beleuchten.
Was genau passiert bei einer Paarberatung?
Paarberatungen können auf verschiedene Arten stattfinden, je nach den Bedürfnissen des Paares und dem Ansatz der Beraterin oder des Therapeuten. Üblicherweise beginnt eine Paarberatung mit einem ersten Gespräch, in dem die Probleme und Erwartungen des Paares besprochen werden. Basierend auf diesen Informationen entwickelt die Beraterin oder der Therapeut einen individuellen Plan für die Beratung.
Die eigentlichen Sitzungen finden in einem sicheren und vertraulichen Umfeld statt. Die Beraterin fungiert mit ihrem Wissen und ihrer Erfahrung als neutrale Moderatorin und Impulsgeber*in, die den Gesprächen zwischen den Partnern Struktur verleiht und ihnen hilft, ihre Gedanken und Gefühle effektiv und hilfreich zu kommunizieren. Denn: Kommunikation ist ein Schlüsselfaktor in Beziehungen, und oft hilft allein das klare Ausdrücken von Emotionen und Bedenken dabei, Missverständnisse abzubauen. So kann ein Verständnis für die Standpunkte und Verhaltensweise der Beteiligten in der ganzen Familie erreicht werden.
Mir als Paarberaterin ist es dabei sehr wichtig, insbesondere die Ressourcen der Beteiligten gemeinsam herauszuarbeiten und neben all der Analyse der Probleme das Gelingen in den Vordergrund zu stellen, um sich nicht noch mehr in den Streitmustern und Problemzuweisungen zu verstricken. Klassischerweise arbeite ich mit dem Paar gemeinsam in den Beratungsterminen. Möglich sind aber selbstverständlich auch eine Einzelberatung oder Familienberatung, wenn dies der bessere Weg für das Gelingen bzw. auch die Lösung ist.
Wann hilft eine Paarberatung in einer Partnerschaft?
Eine Paarberatung bzw. Eheberatung kann in verschiedenen Phasen einer Beziehung hilfreich sein. Sie wird oft in folgenden Situationen in Anspruch genommen:
Kommunikationsprobleme: Wenn die Kommunikation zwischen den Partnern abbricht oder ständig zu Missverständnissen sowie Streitereien bis zum gänzlichen Schweigen führt. Kommunikation bei Paaren läuft häufig nach bestimmten Mustern ab, die dann die Streitigkeiten wieder entfachen und zu Ärger, Wut, Angst oder Traurigkeit führen. Man sieht keinen Ausweg mehr, weil die gemeinsame Sprache einfach nicht (mehr) zusammenpasst.
Konfliktbewältigung: Bei wiederkehrenden Konflikten oder einem großen Streit, der die Beziehung belastet, bis hin zu verhärteten Konflikten über längere Zeiträume, die zur Trennung bzw. Scheidung führen können – hier überschneidet sich die Paarberatung mit der Mediation.
Veränderungen: Bei bedeutenden Lebensveränderungen wie Heirat, Geburt eines Kindes, Todesfällen in der Familie, Umzügen oder beruflichen Umbrüchen.
Intimitätsprobleme: Wenn die körperliche oder emotionale Intimität bzw. Sexualität nachlässt – gerade in lange bestehenden Beziehungen – und die Bedürfnisse der Partner sich unterschiedlich entwickeln.
Vertrauensbruch: Nach einem Seitensprung oder einem anderen Vertrauensbruch, für den man als Paar allein keine Lösung sieht.
Warum ist es in einer Paarberatung hilfreich, auf die Familiengeschichte zu schauen?
Unsere Familiengeschichte prägt unsere Denk- und Verhaltensmuster oft stärker, als wir es uns bewusst machen und es vielleicht auch wahrhaben wollen. In einer Paarberatung kann es äußerst hilfreich sein, die Vergangenheit zu betrachten, um zu verstehen, warum wir in bestimmten Situationen bestimmte Reaktionen zeigen. Familienmuster, Erziehungsmethoden oder ungelöste Konflikte aus der Vergangenheit können in der Gegenwart eine Rolle spielen und sollten daher nicht vernachlässigt werden, wenn es um das Verstehen individueller Verhaltensweisen geht. Menschen tragen ihre Prägung in sich. Es kann sehr aufschlussreich für die Klienten sein, mehr über ihre Biografie, ihre Prägung von Mutter, Vater sowie Verwandten zu erfahren. Viele unserer Ahnen haben Krieg sowie Krisen erlebt, die sie in sich bewahren und unbewusst weitergeben.
Was ist ein Genogramm?
Als Paarberaterin erstelle ich mir gerne für mein eigenes Verständnis eine Art Schaubild, wie sich die Familienstruktur meiner beiden Klienten darstellt, um mir die Familienkonstellation und Situation besser vor Augen führen zu können. Dies nennt man in der systemischen Beratung und Therapie auch Genogramm. Es ist ein visuelles Instrument, das in der Paartherapie, insbesondere in der Familientherapie, verwendet wird und auch in der Familienforschung Anwendung findet. Es ähnelt einem Stammbaum, geht aber über reine Verwandtschaftsverhältnisse hinaus. In einem Genogramm werden nicht nur die familiären Beziehungen, sondern auch soziale und emotionale Bindungen, Konflikte, Krankheiten und andere relevante Informationen dargestellt. Unsere Herkunft prägt uns alle. Die Familienforschung hat über die Beobachtung vieler auch einflussreicher Familien herausgefunden, dass spezielle Muster das Zusammenleben in einer Familie prägen und Wiederholungen von Ereignissen, insbesondere dann, wenn sie unaufgedeckt und nicht bearbeitet bleiben, von einer Generation zur nächsten getragen werden und immer wieder zutage treten.
Durch die Erstellung eines Genogramms können Berater*innen und Paare gemeinsam Muster erkennen, die in der Familiengeschichte existieren. Diese Muster können Einblicke in bestimmte Verhaltensweisen und Probleme in der Gegenwart geben. Ein Genogramm kann dazu beitragen, verborgene Zusammenhänge zu enthüllen und Verständnis für die Dynamik einer Beziehung zu fördern. Dies hat eventuell eine große Wirkung auf die aktuelle Lösungsfindung.
Insgesamt kann eine Paarberatung eine wertvolle Gelegenheit sein, um Beziehungen zu vertiefen und herausfordernde Zeiten zu bewältigen. Die Berücksichtigung der Familienhistorie und die Nutzung von Instrumenten wie dem Genogramm können den Prozess bereichern und zu nachhaltigen positiven Veränderungen führen.
Gerne stehe ich Ihnen zu einem unverbindlichen Erstgespräch zur Verfügung.