Viele Menschen haben schon einmal von Mediation oder einer professionellen Konfliktklärung gehört. Vielleicht über Bekannte, die sich in einer Trennung befanden, über eine Schlagzeile zu einem Nachbarschaftsstreit oder im beruflichen Kontext in Unternehmen. Doch so präsent das Wort inzwischen auch ist – was Mediation wirklich bedeutet, ist häufig unklar. Stattdessen kursieren viele Mythen und Erzählungen dazu, was eine professionelle Einigungshilfe oder Mediation sei.
Das führt dazu, dass Menschen die Chance auf eine einvernehmliche Lösung manchmal gar nicht in Betracht ziehen. Sie denken, „Das funktioniert bei uns sowieso nicht“ oder „Das ist doch viel zu teuer“. Andere wiederum verwechseln Mediation mit Coaching, Supervision oder Therapie – und wenden sich deshalb an die falsche Stelle.
In diesem Artikel wollen wir mit typischen Missverständnissen “aufräumen”. Sie erfahren, was Mediation tatsächlich ist, wie sie abläuft und in welchen Situationen sie sinnvoll ist. Vor allem aber möchten wir Ihnen zeigen: Mediation ist kein theoretisches Konstrukt, sondern eine sehr praktische Möglichkeit, Konflikte zu klären – mit Struktur, Allparteilichkeit und einem klaren Blick auf die Bedürfnisse aller Beteiligten.
Kurz erklärt: Was heißt Mediation und was sind ihre Prinzipien?
Mediation ist ein strukturiertes, freiwilliges Verfahren, in dem Konfliktparteien mit Hilfe einer neutralen, allparteilichen Person – dem oder der Mediator*in – eine einvernehmliche Lösung gemeinsam erarbeiten. Anders als ein Richter fällt der Mediator keine Entscheidung. Die Lösung entsteht durch die Beteiligten selbst.
Die Prinzipien und so auch unsere bei MediatorINKarlsruhe sind:
– Freiwilligkeit
– Eigenverantwortung
– Vertraulichkeit
– Allparteilichkeit
Damit unterscheidet sich Mediation deutlich von einem Gerichtsverfahren – und auch von Coaching, Supervision oder Therapie. Dazu später mehr.
Mehr dazu, wie wir als gesetzlich zertifizierte Mediator*innen arbeiten, erfahren Sie hier.

10 Mythen und Missverständnisse über Mediation
1. Mediation ist das Gleiche wie Coaching, Supervision oder Therapie.
Viele glauben, dass Mediation einfach eine andere Form von Coaching oder gar Therapie sei. Doch Mediation ist ein eigenständiges Verfahren zur Konfliktlösung zwischen mindestens zwei Parteien. Das bedeutet allerdings nicht, dass im Nachgang zu einer Mediation ein Coaching oder eine Therapie stehen kann. Einige Mediator*innen von uns arbeiten auch als Systemische Beraterinnen bzw. Systemische Coachs.
Exkurs: Mediation im Vergleich zu Coaching, Supervision und Therapie
Um die Einordnung noch klarer zu machen, lohnt ein direkter Vergleich:
Während Coaching die persönliche Entwicklung begleitet, Supervision berufliche Rollen reflektiert und Therapie auf Heilung psychischer Leiden fokussiert, richtet sich Mediation auf die Lösung konkreter Konflikte. Sie ist ein eigenständiges Verfahren, das Allparteilichkeit, Freiwilligkeit und Eigenverantwortung voraussetzt.
Verfahren | Fokus | Zielgruppe | Rolle der Fachperson | Ergebnis |
Coaching | Persönliche Entwicklung, Zielerreichung | Einzelne Personen (z. B. Führungskräfte) | Coach als Begleiter und Impulsgeber | Neue Perspektiven, Handlungsoptionen |
Supervision | Reflexion beruflicher Rollen und Dynamiken | Einzelpersonen oder Teams im beruflichen Kontext | Supervisor*in als Spiegel und Moderator | Klärung, Entlastung, Professionalisierung |
Therapie | Behandlung psychischer Leiden | Einzelpersonen oder Paare | Therapeut*in mit heilkundlichem Auftrag | Heilung, Symptomreduktion |
Mediation | Lösung konkreter Konflikte | Zwei oder mehr Konfliktparteien | Mediator*in als allparteiliche Prozessbegleitung | Einvernehmliche Vereinbarung, Verständigung |
2. Mediator*innen entscheiden, wer Recht hat.
Das Gegenteil ist der Fall: Mediator*innen haben keinerlei Entscheidungsbefugnis in dieser Rolle. Sie moderieren den Prozess, die Lösungsideen entstehen durch die Parteien selbst. Die Mediatorin/der Mediator ist allparteilich. Das heißt, die Sichtweisen aller Beteiligten werden von ihr/ihm gleichermaßen ernst genommen und unterstützt, ohne eine Seite zu bevorzugen.
3. Mediation ist nur etwas für Paare in Trennung.
Zwar ist die Trennungsmediation bekannt – beispielsweise als Einigungshilfe bei Scheidungen, doch Mediation wird auch in Nachbarschaften, Familien, Unternehmen oder Vereinen eingesetzt. Überall dort, wo es zu Konflikten zwischen Menschen kommen kann und die gelöst werden wollen. Auch unter Kindern oder mit älteren Personen (Elder Mediation) kann eine Mediation hilfreich sein.
4. Mediation ist weichgespült oder esoterisch.
Mediation ist ein klar strukturiertes, gesetzlich geregeltes Verfahren. Es geht um konkrete Ergebnisse, nicht um eine „Plauderrunde“ bei Kerzenschein. Dennoch schauen wir als Mediator*innen in unseren Gesprächen hinter die Sachebene des Konfliktes, auf die Bedürfnisse und Beweggründe der Konfliktparteien. Trotz der Spannungen, die es sicherlich gibt, achten wir auf einen geschützten Raum.
5. Eine Mediation dauert ewig.
In der Praxis reichen oft wenige Sitzungen. Mediation ist fast immer schneller als ein Gerichtsverfahren. Dabei haben es die Medianten, heißt die Konfliktparteien, selbst gemeinsam in der Hand, wie lange sie die Begleitung des Mediators/der Mediatorin benötigen.
6. Mediation ist teuer.
Verglichen mit Prozess- und Anwaltskosten ist Mediation in der Regel günstiger – und verhindert oft langfristige Folgekosten. Holen Sie sich gerne ein Kostenangebot bei uns ein.
7. Man muss sich vorher schon vertragen wollen.
Im Gegenteil: Mediation ist gerade dann sinnvoll, wenn Fronten verhärtet sind. Sie bietet einen geschützten Rahmen, um darauf zu schauen, was genau hinter dem Konflikt bei den jeweiligen Konfliktparteien steckt.
8. Mediation schwächt die eigene Position.
Niemand wird zu einer Lösung gedrängt. Offenheit für Interessen stärkt oft die eigene Position und jede Konfliktpartei bekommt dafür den Raum. Im Vorfeld einer Mediation führen wir von MediatorInKarlsruhe mit jeder Konfliktpartei ein vertrauliches Vorgespräch – in der Regel telefonisch –, um einen ersten Eindruck zu erhalten und Fragen zu klären. Denn: Die Freiwilligkeit der Teilnahme an einer Mediation ist neben unserer Allparteilichkeit für uns oberstes Gebot.
9. Das funktioniert doch nur, wenn alle harmonisch sind.
Mediator*innen sind geschult, mit Spannungen umzugehen und diese konstruktiv zu lenken. Wir sind es gewohnt, dass in Mediationsgesprächen die Gefühle schon mal hochkochen können oder sich Rührung und Traurigkeit zeigen können.
10. Mediation ist unverbindlich, da kommt eh nichts raus.
Am Ende steht meist eine schriftliche Vereinbarung, die bei Bedarf auch rechtlich durch einen Notar oder Anwalt bindend erklärt werden kann, wenn dies beispielsweise bei einer Scheidung sogar gesetzlich erforderlich ist.

Fazit
Mediation ist viel mehr als ein Modewort. Sie ist ein erprobtes Verfahren, das Missverständnisse entkräftet, Lösungen ermöglicht und Beziehungen entlastet. Viele Vorurteile beruhen leider auf Unwissen. Doch wer Mediation erlebt, erkennt schnell: Hier entstehen tragfähige Ergebnisse, die weit über das hinausgehen, was ein Gericht leisten kann. Denn es handelt sich im Ergebnis nicht um ein gefälltes Urteil eines Richters, sondern um eine gemeinsam erarbeitete Lösung bzw. Handlungsoptionen für die Zukunft.
Wenn Sie sich in einem Konflikt befinden – ob privat, in der Familie, mit Nachbar*innen, im Beruf oder in einer Organisation – laden wir Sie herzlich ein: Sprechen Sie uns an. Gemeinsam prüfen wir, ob Mediation für Ihre Situation sinnvoll ist.
FAQs zur Mediation
- Wann ist eine Mediation sinnvoll?
Eine Mediation ist besonders hilfreich, wenn beide Parteien grundsätzlich bereit sind, an einer Lösung mitzuwirken. Sie eignet sich, wenn Gespräche festgefahren sind, Streit entstanden ist und/oder wenn die Beziehung weiterhin bestehen bleiben soll. - Ist eine Mediation rechtsverbindlich?
Die getroffenen Vereinbarungen können schriftlich festgehalten und notariell beurkundet werden. Damit entsteht eine rechtlich bindende Grundlage. - Wie lange dauert eine Mediation?
Die Dauer hängt vom Konflikt ab. Oft genügen ein bis drei Sitzungen. Im Vergleich zu gerichtlichen Verfahren ist sie meist deutlich schneller. - Wer trägt die Kosten für eine Mediation?
Die Kosten werden in der Regel zwischen den Parteien geteilt. Im Gegensatz zu einem Gerichtsverfahren entstehen keine zusätzlichen Prozesskosten. - Was unterscheidet Mediation von Coaching oder Therapie?
Coaching fördert persönliche Entwicklung, Therapie behandelt psychische Leiden. Mediation dagegen klärt Konflikte zwischen mindestens zwei Parteien und führt zu einvernehmlichen Lösungen.